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Nov 11

Informationsabend am 10.11. zur Registrierungsstelle Bundesallee und zur Notunterkunft Prinzregentenstraße

Zu dieser Versammlung hatte Bezirksstadtrat Engelmann (Gesundheit und Soziales) vier Gäste auf’s Podium eingeladen: den organisatorischen Leiter des Lageso/Bundesallee, Herrn Becker, den Leiter der Berliner Unterbringungsleitstelle des Lageso, Herrn Küpper, den Betreiber der Notunterkunft Prinzregentenstraße, Herrn Mofrad, und, als Vertreterin der Ehrenamtlichen, Frau Amei von Hülsen-Poensgen. Es kamen ca. 300 Interessierte aus der Nachbarschaft , um sich über den Stand der Dinge in den beiden Einrichtungen zu informieren.

Relativ detaillierte Fragen zu den Abläufen im Lageso bestimmten den ersten Teil des Abends. Manche Antworten von Herrn Becker wurden dabei als wenig konkret empfunden: Momentan würden 180 Registrierungen plus Anträge pro Tag bearbeitet, das Ziel seien 1000. Wie/wann blieb offen. Die ca. 200 Menschen, die täglich vor dem Lageso stehen, seien „Terminkunden“ des BAMF und würden demnächst in einem Pavillon warten, der gerade hergerichtet wird. Im Haus sind keine Freiwilligen tätig, die ärztliche Versorgung hat die Charité übernommen, Essen wird von einem Caterer geliefert. Perspektivisch  soll in die Bundesallee auch das Jobcenter einziehen, das bislang nur in zwei Räumen vertreten ist. Das Personal des Lageso werde laufend geschult und weiterqualifiziert im Sinne der Effizienzsteigerung. Herr Becker kündigte dann einen „Tag der offenen Tür“ im Dezember an, an dem jeder, der will, sich mal im Lageso umschauen kann. Erstaunlich.

Es wurde erklärt, warum und wie die Leute von der Turmstraße zur Bundesallee kommen und warum in Moabit immer noch Menschen draußen schlafen. Das sind, nach Aussage von Herrn K., diejenigen, die mindestens dreimal aufgefordert wurden einen der bereitgestellten Busse in eine Notunterkunft zu besteigen, es aber einfach nicht tun. (Anmerkung: Es wurde nicht gesagt, dass das meist Menschen sind, die bereits registriert sind, aber aus bestimmten Gründen – z.B. weil sie eine OP-Genehmigung brauchen oder ihr Taschengeld abholen wollen – bis zu sieben Nächte vor dem Lageso warten, in der Hoffnung, am nächsten Tag vorgelassen zu werden.)

Neuankommende, die bis 14.00 in der Turmstraße sind, bekommen noch am selben Tag ein Bändchen, werden mit dem Bus in die Bundesallee gefahren und registriert. Wer später kommt, wird (mit dem Bus) in eine Notunterkunft zur Übernachtung gebracht und muss am nächsten Tag zurück in die Turmstraße, bekommt das Bändchen, wird zum Lageso gefahren und registriert, sagt Herr K. (Anmerkung: In der Prinzregentenstraße sind allerdings nach einer Woche immer noch längst nicht alle Bewohner registriert.) Momentan sind 31.000 Menschen in Notunterkünften untergebracht, jeden Tag kommen 500 neu in Berlin an.

Befürchtungen bzw. Behauptungen, dass nun demnächst alle Turnhallen im Bezirk mit Flüchtlingen belegt würden und kein Schulsport mehr möglich sei, trat Stadtrat Engelmann jedoch entgegen und erklärte, dass die Halle in der Prinzregentenstraße zu einem ehemaligen Oberstufenzentrum gehört und in letzter Zeit nur noch für den Vereinssport genutzt worden sei. Es werde keine einzige aktive Schulsporthalle in eine Notunterkunft umgewandelt.

Herr Mofrad von der Firma Arpago schilderte die Situation in der Turnhalle Prinzregentenstraße, sprach von momentan 180 und maximal 200 Bewohnern, erwähnte die Security im Schichtdienst, die Sozialarbeiter, den Caterer, lobte die Freiwillige für medizinische Versorgung und Obstlieferungen und sprach von einer insgesamt ruhigen Atmosphäre dort.

Amei von Hülsen  berichtete von Freiwilligenarbeit allgemein und speziell in dieser Unterkunft, beschrieb als Hauptproblem das der fehlenden Nebenräume und verwies auf sich bereits  abzeichnende nachbarschaftliche Lösungen für manche Probleme, z.B. das Kooperationsangebot einer Sprachenschule am Bundesplatz, die Räume für Deutschunterricht zur Verfügung stellen möchte, und auf weitere bereits eingehende Tipps und Hilfsangebote aus der Nachbarschaft.

Die optimistische Note war an diesem Abend vorherrschend, es gab aber auch unangenehme Auftritte, z.B. durch ein Schild, das ein älterer Mann anfangs hochhielt, auf dem er seine Angst vor dem Islam formulierte, und mehrere Wortbeiträge, die deutlich gegen das Podium und die dominante Willkommensstimmung im Saal gerichtet waren. Und am Ende gab es sogar eingeschlagene Autoscheiben.

Dennoch: Viele Menschen schrieben sich in Mailinglistenlisten ein, weil sie an Informationen und konkreter Mitarbeit interessiert waren. Wir werden diese Adressen und Angebote in den nächsten Tagen sichten, ordnen und Kontakt aufnehmen.

Viel Arbeit kommt auf uns zu, aber sicher auch viel Freude.