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Aug 16

Bericht zur Ankunft der Flüchtlinge im Rathaus Wilmersdorf

Am Freitag den 14. August bekam ich um 10 Uhr eine email vom ASB die besagte, dass das Rathaus Wilmersdorf noch am selben Abend für die Ankunft von bis zu 500 Flüchtlinge vorbereitet werden soll. Über Facebook, email- Verteiler und Mailinglisten wurden alle zusammengetrommelt, die irgendwie erreichbar waren. Gleichzeitig stand mein Telefon nicht mehr still und ständig waren email- Anfragen von hilfsbereiten Menschen zu beantworten.

Als ich um kurz nach 14 Uhr am Rathaus Wilmersdorf eintraf, waren Vertreterinnen von Bezirksamt und Bezirksverordnetenversammlung schon vor Ort. Gleichzeitig fand ein eine Begehung des Gebäudes durch das LaGeSo und Bezirksstadtrat Schulte statt. Es hieß die Ergebisse dieser Begehung müssen abgewartet werden, ehe der Einzug der Flüchtlinge erfolgen kann. Also hieß es warten. Nach und nach trafen weitere Helfer_innen und auch Presseleute ein. Die Wartezeit nutzte ich, um mit dem Imam der nahe gelegenen Moschee zu reden, um Spenden zu bitten und ihn darüber aufzuklären, was hier in Kürze in seiner unmittelbaren Nähe geschehen wird. Der Arme Mann war erst vor einigen Tagen aus Pakistan hier eingetroffen und hatte keinen Schimmer, was hier in Berlin in puncto Flüchtlinge los ist. Auf Englisch klappte die Verständigung aber sehr gut.  Gegen 17 Uhr endlich der erlösende Anruf vom ASB: „In einer halben Stunde sind wir da!“

Mit einer ganzen Fahrzeugkolonne rückte die Abteilung Katastrophenschutz des ASB an. Zunächst wurden die freiwilligen Herlfer_innen registriert und in Gruppen eingeteilt. Als nächstes wurden Menschenketten gebildet und Tonnen von Material entladen. Zuerst die ganze Logistik: Admin- und Sanitätsbereich. Dann wurde die Kantine im 4. Stockwerk gereinigt und mit Tischen und Bänken ausgestattet.In der Zwischenzeit trafen immer mehr Helferinnen und Helfer, auch aus anderen Stadtbezirken, ein. Der nächste LKW ließ auch nicht lange auf sich warten. Im Erdgeschoss wurden alle ehemaligen Büros mittels Feldbetten zu Schlafräumen umfunktioniert. Die Ausstattung ist mehr als spartanisch. Ein Feldbett, ein Kissen und eine Wolldecke aus den Notbeständen des Landes Berlin für jeden Flüchtling. Pro Zimmer wurden drei bis acht Betten aufgestellt. Privatsphäre- null. Ich wage mir kaum vorzustellen wie ich mich fühlen würde, wenn ich für mehrere Wochen oder gar Monate dort Wohnen müsste! Beim Aufstellen der Betten kam es immer wieder zu Verzögerungen, weil nicht genug davon da waren, bzw. nicht schnell genug heran geschafft werden konnten. Teiweise wurden Feldbetten von Rettungswagen mit Blaulicht und Martinshorn aus allen Ecken Berlin heran gekarrt. Bei einer dieser Zwangspausen kamen gegen 20:30 Uhr die ersten Flüchtlinge im Rathaus Wilmersdorf an. Der Anblick des Elendszuges, der da durch das Tor kam, war erschütternd. Vor allem die Kinder taten mir leid. Hungrig, durstig und erschöpft wurden die Flüchtlinge in eine abgelegene Ecke des Innenhofes geführt und sofort von freiwilligen mit Getränken und Obst versorgt. Einem kleinen Mädchen konnte ich einen besoders großen, roten Apfel reichen. Ihr Lächeln und ihre strahlenden braunen Kulleraugen waren die schönste Belohnung für die Mühen des Tages. Es ist überhaupt erstaunlich, mit welch stoischer Ruhe diese Menschen alles über sich ergehen ließen.

Tonnen von Lebensmitteln wurden in die Kantine und weitere LKW- Ladungen mit Feldbetten in den ersten Stock geschafft und sogleich aufgebaut. Gegen 23 Uhr war ich KO. Viele der später erst hinzu gekommenen blieben bis ein Uhr nachts, teilweise noch später und halfen. Die Hilfsbereitschaft der vielen, vielen Menschen hat mich zu Tränen gerührt. Man kann es nicht beschreiben, man muß es mit eigenen Augen gesehen haben mit welchem Elan jede und jeder einzelne geschuftet hat, teilweise bis zur Erschöpfung. Tausend Dank an alle die dort waren! Ihr seid die besten!